Nur wenige deutsche Golferinnen und Golfer kennen den US-Amerikanischen Golfplatz-Designer Mike Strantz. Das liegt sicherlich auch daran, dass dieses Design-Genie 2005 im Alter von nur 50 Jahren viel zu früh gestorben ist. Obwohl Strantz in seiner Architekten-Karriere mit seinem Maverick Golf Design nur neun Plätze gestaltete, wurde er im Jahr 2000 von Golfweek zu den zehn bedeutendsten Golfplatzarchitekten aller Zeiten gekürt. Wer je einen Platz von Strantz gespielt hat, dürfte beeindruckt sein, denn er verstand es wie kein Zweiter, Plätze in die Landschaften zu integrieren, scheute dabei aber auch vor massiven Landbewegungen nicht zurück. Der auch in Europa wohl bekannteste Platz des Designers ist Tobacco Road nahe Sanford, North Carolina. Hier hat der US-Amerikaner, der die Bauarbeiten gerne einmal vom Rücken eines Pferdes leitete und keine klassischen Baupläne, sondern nahezu foto-realistische Skizzen seiner Bahnen anfertigte, einen ebenso anspruchsvollen wie optisch beeindruckenden Golfplatz geschaffen. Das liegt vor allem an der ausgeprägten Nutzung von Sand, denn schließlich ist Sanford Teil der Carolina Sandhills, welche reichlich sandigen Boden aufweist, von dem nicht zuletzt auch Pinehurst profitiert.
Tobacco Road zu spielen, bedeutet bei jedem Schlag die Spielstrategie zu überdenken. Viele blinde Schläge warten auf der Runde, zudem hat man manchmal den Eindruck, dass der Anteil zwischen Rasen und Sand (mal als Waste Area, mal als Bunker) nahezu gleich groß ist. In Kombination mit vielen Höhenunterschieden, deutlich ondulierten Grüns und Hängen entlang der Bahnen erweckt die Anlage vor allem beim ersten Mal eher den Eindruck eines Abenteuerspielplatzes für Golfer denn einer klassischen Golfanlage. Doch genau darin liegt der Reiz: einen Platz von Mike Strantz muss man lesen und verstehen, dann gehört die Runde mit zum Schönsten, was der Golfsport zu bieten hat, vor allem an sonnigen Tagen.
Einzelne Bahnen hervorzuheben, ist bei Tobacco Road fast unmöglich. Wie bei nahezu allen Strantz-Plätzen sind die Par-3s besonders gelungen, aber auch anspruchsvoll. Auf den Front Nine bleiben vor allem die äußerst sandreiche Bahn 2, das erste Par-3 an Bahn 3 mit einem von Sand eingerahmten Grün inklusive extremer Ondulierung oder das eher kurze Par-4 bergauf an Bahn 5, bei dem man rechts um eine Kraterlandschaft aus Bunkern herumspielt, in Erinnerung. Immer wieder merkt man: spielt man den falschen Teil des Grüns an, ist man selbst mit einem Dreiputt gut bedient.
Im zweiten Teil der Runde begeistert das Dogleg rechts bergauf an Bahn 11 mit seiner riesigen Sandlandschaft auf der rechten Seite bis vors Grün. Das bis zu 573 Yards lange Par-5 an der folgenden Bahn zählt zu den meist fotografierten, zumal das erhöhte, quer liegende Grün nicht nur fast bis an die Straße heranreicht, sondern vorne durch Hügel fast vollständig umschlossen wird. Das Par-3 an Bahn 14 muss von erhöhten Abschlägen über Wasser in Richtung eines langen, leicht nach links versetzten Grüns gespielt werden – hier sollte man unbedingt vom Grün den Blick zurück Richtung Abschlag genießen. Mit ausnahmslos anspruchsvollen und auch optisch überzeugenden Bahnen geht es zum Finale: dem Par-4 Dogleg links, bei dem man mit einem blinden Abschlag über eine Waste Area bergauf beginnt. Erneut hat Strantz das Grün hinter Hügeln versteckt – wie gut der Schlag zur Fahne war, hört man oft am Jubeln oder Stöhnen der Gäste auf der Clubhausterrasse.
Tobacco Road erweckt oft eher den Eindruck einer Skulptur denn eines klassischen Golfplatzes. Strantz versteht es wie kein zweiter, seine Bahnen oft einschüchternd wirken zu lassen. Man sollte den Platz daher möglichst mehrmals spielen, dann stellt man schnell fest, dass manche, auf den ersten Blick einschüchternde Designelemente von den Golfern zu ihrem Vorteil genutzt werden können. Dieser Platz sollte in keiner Golfer-Vita fehlen!
Titelbild: Der Golfplatz "Tobacco Road" in North Carolina, USA, designt von Mike Strantz. (Foto: Michael Althoff)
Impressionen von der Tobacco Road. (Fotos: Michael Althoff)
Impressionen von der Tobacco Road. (Fotos: Michael Althoff)