


Die Golfszene blickt auf Yannik Paul: Der deutsche Profigolfer, der sich über Jahre fest in der erweiterten europäischen Spitze etablierte, hat die volle Spielberechtigung für die kommende Saison auf der DP World Tour verpasst. Zwar hält Paul weiterhin eine bedingte Spielberechtigung (Kategorie 19), doch die Konsequenz ist eine drastische: Er muss sich auf eine stark begrenzte Anzahl an Turnierstarts einstellen, die vorwiegend bei Events mit kleineren Preisgeldpools liegen werden. Die Entscheidung fiel bei der Genesis Championship in Korea, dem letzten regulären Saisonturnier, wo ein verpasster Cut ihn aus den wichtigen Top 115 der Saisonwertung warf.
Für Paul, der noch vor zwei Jahren nach einer Saison mit sieben Top-10-Platzierungen als heißer Anwärter für eine Ryder Cup-Teilnahme gehandelt wurde, bedeutet dies einen empfindlichen Rückfall in die Ungewissheit. Seine unmittelbare Reaktion nach dem Aus sprach Bände: „Ich bin ziemlich am Boden zerstört“, gestand der 31-jährige Frankfurter in einem Interview mit der DP World Tour.
Der Verlust der Turniersicherheit ist die direkte Folge einer Saison, die Paul selbst als Absturz beschreibt. Er übernimmt dabei die volle Verantwortung für seine Leistung. „Ich hatte die ganze Saison Zeit, um gut genug zu spielen“, reflektiert Paul selbstkritisch. Der Start in das Jahr verlief schleppend; Paul fühlte sich bis zum Sommer „blockiert“ und konnte kaum Punkte sammeln. Obwohl ein dritter Platz bei den Volvo China Open kurzzeitig Hoffnung weckte, kippte die Saison nach der Sommerpause endgültig.
Die Bilanz ist ernüchternd: In 25 Turnieren verzeichnete Paul 14 verpasste Cuts. Hinzu kamen hartnäckige Rückenprobleme, die die Konstanz zusätzlich erschwerten. „Ich hatte einen etwas langsamen Start, dann aber ein gutes Ende, und bis zur Sommerpause lief es eigentlich ganz solide – ich habe nur nicht wirklich viel daraus gemacht. Und dann, innerhalb von drei Monaten oder so, merkt man, wie schnell es hier gehen kann“, fasst Paul den turbulenten Verlauf zusammen.
Paul steht im Konflikt: Er fühlt sich sportlich zur DP World Tour zugehörig, muss aber anerkennen, dass seine Leistung nicht genügte. Die Härte des Profisports trifft ihn. Trotz der Enttäuschung bekräftigt er: „Ich denke, ich gehöre hier her. Habe aber nicht gut genug gespielt. Ich denke, das Universum hatte wohl einen anderen Plan. Es ist schwer, diesen Plan im Moment zu verstehen oder zu erkennen – aber ja, es ist einfach … ein seltsames Gefühl“, so Paul nach seinem Turnieraus.
Trotz der bedingten Spielberechtigung hat Paul einen direkten Weg vor sich, um die volle Karte zurückzuerobern: die Qualifying School. Doch er ist sich der brutalen Realität des Qualifikationsmarathons bewusst. Er weiß, dass das Verpassen der Top 115 weitreichende Konsequenzen hat. „Ich wusste, dass es einen großen Unterschied macht, ob man hier unter den Top 115 abschließt oder nicht“, erklärte Paul. „Ich glaube, egal, wo man dort am Ende landet – viele Starts bekommt man ohnehin nicht.“
Die Q-School fühlt sich für einen etablierten Tourspieler wie ein erzwungener Rückschritt an: „Natürlich ist die Q-School eine weitere Chance, aber es fühlt sich irgendwie nicht mehr gleich an. Es ist, wie es ist“, resümiert Paul. Der Kampf um die Top 20 beginnt in Kürze und gipfelt vom 7. bis 12. November im sechstägigen Finale im Infinitum Golf in Tarragona.
Trotz des momentanen Tiefs – Paul betont, normalerweise eine „sehr positive Person“ zu sein – hält er inne. Die Enttäuschung muss erst verarbeitet werden, bevor neue Pläne geschmiedet werden. „Es überwiegt gerade natürlich die Enttäuschung anstatt Pläne für die Zukunft zu machen.“ Doch klar ist: Yannik Pauls Karriereweg ist nicht beendet. Der Kampf um die volle Spielberechtigung und die Rückkehr in die europäische Spitze hat gerade erst begonnen. Seine Entschlossenheit, wieder dorthin zu gehören, wo er sich sportlich verortet, wird die größte Triebkraft für die kommenden Wochen und Monate sein.
27 Oct 2025
Yannik Paul ist nach einer schwierigen Saison auf der DP World Tour schwer enttäuscht. (Foto: Imago / Golffile)