Die Welt des Sports ist voller Querverbindungen, doch wenige sind so naheliegend und gleichzeitig so faszinierend wie die zwischen Tennis und Golf. Präzision, Koordination, mentale Stärke und die Fähigkeit, unter Druck zu performen – all das sind Qualitäten, die sowohl auf dem Tennisplatz als auch auf dem Golfplatz entscheidend sind. Es verwundert daher kaum, dass viele der größten Namen des Tennissports abseits des Courts eine tiefe Leidenschaft für das Spiel mit dem kleinen weißen Ball entwickelt haben. Für einige ist es ein entspannender Ausgleich, für andere eine ernsthafte sportliche Herausforderung, die sie mit der gleichen Akribie verfolgen wie einst ihre Aufschläge.
Allen voran gesellt sich Roger Federer, der "Maestro" des Tennis, zu den begeisterten Golfern. Seit seinem Rücktritt hat er seine Golfkünste kontinuierlich verfeinert und soll mittlerweile ein beachtliches Handicap von 8,9 spielen. Der 43-Jährige war sogar schon Gast im Augusta National. Eingeladen hatte ihn Rory McIlroy. Nach eigener Aussage hat Federer auf dem „Heiligen Rasen“ von Augusta eine 75 gespielt. Respekt!
Sein ewiger Rivale, der Sandplatzkönig Rafael Nadal, ist ebenfalls ein leidenschaftlicher Golfer. Man munkelt, er habe phasenweise ein Handicap um Scratch gehabt. Für Nadal ist Golf nicht nur ein Hobby, sondern eine weitere Disziplin, in der er seinen unbändigen Wettkampfgeist und seine unerbittliche Konzentration ausleben kann, ganz wie auf seinem geliebten roten Sand. Und er bringt auch seine „Nebentätigkeit“ zur Perfektion. Mitte Juli schlug er bei einem Turnier auf Mallorce ein Hole-in-One
Auch Novak Djokovic, der dritte im Bunde der "Big Three", findet im Golf eine willkommene Abwechslung und mentale Entspannung. Allerdings hat er auch schon vor großer Kulisse aufgeteet. Beim Ryder Cup 2023 spielte er in einem Promi-Match und bot eine unterhaltsame Show, die von den Fans bejubelt wurde.
Der schottische Tennisheld Andy Murray hat nach seiner intensiven Karriere auf der Tour seine Golf-Leidenschaft ebenfalls vertieft. Er nutzt die freie Zeit, um sein Handicap zu verbessern und die britischen Golfplätze zu erkunden, wo seine charakteristische Hartnäckigkeit vom Tennisplatz seiner humorvollen Seite gewichen ist. In seiner Social-Media-Bio steht seit seinem Karriereende: „I played tennis. I now play golf.“ Wenn das kein Bekenntnis ist. Seit März hat er in Callaway sogar einen Sponsor gefunden.
Der ehemalige Weltranglistenerste Andy Roddick sah im Golf nach seiner Tenniskarriere sogar eine Art Therapie. Der Wandel vom explosionsartigen Sprint zum gemächlicheren Gang auf dem Fairway half ihm, sich an das Leben nach dem Hochleistungssport anzupassen und neue Herausforderungen zu finden. Gern geschehen.
Auch der ehemalige Tennis-Profi Philipp Kohlschreiber, Rekordsieger des ATP-Turniers BMW Open in München brilliert nicht nur auf dem Court, sondern ist auch auf dem Golfplatz ein ernstzunehmender Spieler ist. Mit einem Handicap von 6,9 spielt er auf einem hohen Niveau, und sagt, dass er vor allem das Verbindende am Golf schätzt: „Du kannst dich messen mit jung und alt, gut und schlecht. Es können alle zusammenspielen.“ Lesen Sie hier einen ausführlichen Bericht über Philipp Kohlschreibers Golf-Leidenschaft.
Selbst die aufstrebenden Sterne des Tennis zeigen schon früh ihre Golf-Leidenschaft. Carlos Alcaraz, der junge Spanier, war selbst am Rande des kürzlich ausgetragenen Turniers in Wimbledon auf dem Golfplatz unterwegs. Mit dem bereits erwähnten Andy Murray ging es auf die Runde. Auch mit Konkurrent Alex Zverev, zuletzt golferisch in Monaco beheimatet, schlug er schon ab.
Der Amerikaner Taylor Fritz ist ebenfalls ein begeisterter Golfer. Wie viele seiner Kollegen schätzt er die Mischung aus sportlicher Herausforderung und der Möglichkeit, in der Natur zu entspannen. Einen unerwarteten Karriereweg wollte Paradorn Srichaphan, die ehemalige Nummer 9 der Welt aus Thailand, nach seiner Tennis-Karriere einschlagen. Der Versuch Profi zu werden, hat sich aber bis heute zumindest nicht auf einer nennenswerten Tour erfüllt.
Auch bei den Damen ist die Faszination für Golf groß. Steffi Graf, die deutsche Tennis-Ikone, hat in ihrer post-karriere Rolle ebenfalls Gefallen am Golf gefunden, oft gemeinsam mit ihrem Ehemann Andre Agassi, der ebenfalls ein begeisterter Golfer ist.
Serena Williams sucht im Golf keine sportliche Bestätigung, sondern will die Zeit genießen und Spaß haben, berichtet sie nach ihrem Karriereende. Eine ernste Seite hat die kleine weise Kugel aber auch für sie. Gemeinsam mit ihrem Ehemann ist sie Besitzerin des LA Golf Clubs, der an der von Tiger Woods und Rory McIlroy gegründeten „Tomorrow Golf League“ teilnimmt.
Maria Sharapova, die 2004 als 17-jährige Wimbledon gewann, begann schon 2015 mit ihrer Golfkarriere. Ein Jahr später wurde sie wegen Dopings gesperrt, doch kam noch einmal auf die WTA Tour zurück. Gleich ihre ersten Golf-Versuche dokumentierte sie und ließ ihre Fans am neuen Hobby teilhaben. In einem Interview beschrieb sie den Tennis-Zirkus als sehr ähnlich zum Leben auf einer Golf-Tour. Die beiden Sportarten seien die „mental herausforderndsten“ von allen.
Die ehemalige Weltranglistenerste im Tennis, Ashleigh Barty, sorgte für Schlagzeilen, als sie nach ihrem überraschenden Rücktritt vom Profitennis im März 2022 im Golf glänzte und ein Turnier gewann (Es gab 30 Australische Dollar Preisgeld!). Mit einem Handicap von 3,9 bewies sie, dass ihr Talent über den Tennisplatz hinausgeht und es wurde spekuliert, ob sie eine zweite professionelle Karriere als Golferin anstrebe. Dem erteilte sie aber eine klare Absage. Golf sei ein Hobby und werde das auch bleiben. Mittlerweile hat sie Golf zum Familiensport gemacht. Selbst ihr zweijähriger Sohn spielt schon.
30 Jul 2025
Novak Djokovic beim Ryder Cup 2023 in Rom. (Foto: Imago)