Philipp Kohlschreiber hat seine Profikarriere zwar beendet, aber den Schläger schwingt er noch immer. Statt dem Tennisracket ist es nun aber oft ein Golfschläger, den der 41-jährige Augsburger an den Ball bringt. Sein Lehrmeister heißt YouTube, sein Handicap ist einstellig und mit Tiger Woods und Rory McIlroy würde er gern mal eine Runde spielen.
Dabei hatten die Anfänge seines Golferlebens nicht darauf hingedeutet, dass einmal eine große Leidenschaft für den Golfsport entbrennen würde. „Ich habe schon mal vor 20 Jahren mit meinem damaligen Tennis-Trainer auf dem Golfplatz gestanden“, berichtet der achtmalige ATP-Tour-Sieger. Doch es dauerte noch fast 15 Jahre, bis ihn der Virus so richtig infizierte. „Angefangen, viel zu spielen, habe ich kurz vor Corona, so 2018, 2019.“
Sein Handicap hat „Kohli“ schon ordentlich nach unten gespielt. „Es müsste 6,9 sein“, vermutet er. „Ich habe seit langem kein Turnier gespielt. Es ist ein bisschen gedroppt, aber immer noch einstellig, was ok ist für das, was man spielt.“ Wichtiger aber sei ihm: „Mit mir kann man viel Spaß auf der Runde haben.“
Dass er Autodidakt ist, sei kein Problem, doch so langsam stoße er an Grenzen, berichtet Kohlschreiber: „Ich habe mir eigentlich alles über YouTube selbst beigebracht. Ich lebe ganz gut damit, aber klar, jetzt wird es eigentlich schon Zeit, dass man mit einem Trainer arbeitet.“ Dabei hat er tatsächlich schon gute Scores gespielt und beinahe mal eine Par-Runde. „In München-Eichenried habe ich mal von Weiß drei über gespielt. Auf der 16 habe ich einen Birdie-Putt verpasst, aber lag noch bei even-Par“, lacht er. Golf eben. Und das kann auch Kohlschreiber gut einschätzen. „Die Runde war das Beste, aber man muss sagen, realistisch ist es nicht, es war einfach ein Sahnetag.“
Mit dieser gesunden Erwartungshaltung hat Kohlschreiber viel Spaß am Golf. Scores sind nicht das Wichtigste. Viel schöner sei, dass der Sport so verschiedene Menschen zusammenbringt. „Du kannst gegen jeden spielen“, hebt Kohlschreiber hervor. „Das Handicap entscheidet, wer wo einen Schlag vorgibt oder hat. Du kannst dich messen mit jung und alt, gut und schlecht. Es können alle zusammenspielen.“ Und noch eine Eigenschaft stellt er heraus: „Als ich aktiver Profi war, war natürlich das Positive, dass man sich kaum verletzen kann beim Golf. Aber man hat trotzdem eine unglaubliche Herausforderung. Es ist ein Sport, der für den Tennisspieler eigentlich erstmal unglaublich leicht wirkt, weil der Ball ruht, aber dann doch wieder zum Verzweifeln ist.“ Wenn der Golfball dann aber mal wieder „250 Meter Richtung Fahne fliegt, sind das Momente, wo du dich wahnsinnig freuen kannst.“
Golf macht demütig, wer kennt es nicht? Und so weiß auch Kohlschreiber, was er an seinem Hobby hat. „Ich habe viele nette Menschen kennengelernt und das macht es doch eigentlich aus, dass der Sport verschiedene Charaktere zusammenbringt.“ Wenn er es sich aussuchen könnte, dann würde er gern mal zwei der erfolgreichsten Golfer aller Zeiten zusammenbringen, um mit ihnen eine Runde zu spielen. „Ich glaube, das sagen ganz viele. Tiger Woods wäre sicherlich toll oder Rory McIlroy. Da live nah dabei zu stehen, ist nochmal ein anderer Wow-Effekt.“
10 Jul 2025
Philipp Kohlschreiber am Abschlag: Der ehemalige Tennisprofi spielt mittlerweile regelmäßig Golf, so wie beim ProAm der BMW International Open 2025. (Foto: BMW Group)