Jede Golferin und jeder Golfer kennt das Bild: Ein Golfball ist von unzähligen kleinen Vertiefungen übersät. Wir nehmen sie als selbstverständlich hin, doch wer kennt wirklich ihren Namen? Die Rede ist von den Dimples, jenen unscheinbaren Dellen, die die gesamte Oberfläche eines Golfballs bedecken. Sie sind nicht etwa dazu da, den Ball im Rough noch besser zu verstecken, sondern erfüllen eine hochkomplexe und entscheidende Aufgabe. Doch was würde passieren, wenn ein Golfball glatt wäre, ganz ohne Dimples? Das Ergebnis wäre für unser geliebtes Spiel verheerend.
Die Geschichte der Dimples ist faszinierender, als man denkt. Ursprüngliche Golfbälle, wie die sogenannten Guttapercha-Bälle, waren noch vollkommen glatt. Doch mit der Zeit machten ambitionierte Golferinnen und Golfer eine bemerkenswerte Beobachtung: Ihre gebrauchten Bälle, die bereits einige Runden hinter sich hatten und von allerlei Macken und Dellen gezeichnet waren, flogen erstaunlicherweise weiter als die makellosen, glatten neuen Bälle.
Diese Erkenntnis setzte sich schnell durch. Findige Spielerinnen und Spieler begannen, ihre neuen Bälle bewusst zu bearbeiten, um ihnen die gewünschten "Macken" zu verleihen. Die Hersteller reagierten daraufhin und begannen, ihre Produkte systematisch mit den heute bekannten, regelmäßig angeordneten Dimples zu versehen. Was als Zufallsbeobachtung begann, revolutionierte den Golfballbau.
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Die Physik hinter der Wirkung der Dimples ist komplex, lässt sich aber auf das Wesentliche reduzieren. Ein Golfball muss zwei große Herausforderungen in der Luft überwinden: den Luftwiderstand (Drag) und die Schwerkraft. Die Dimples sind die genialen Helfer, die genau hier ansetzen:
Die Demonstration der Wirkung von Dimples ist beeindruckend. Ein glatter Golfball würde im Vergleich zu einem gedimpten Ball erheblich weniger weit fliegen. Seine Flugkurve wäre extrem niedrig und instabil, und er würde kaum die Richtung halten können. Er würde schnell an Höhe verlieren und zu Boden fallen.
Ein anschauliches Experiment, wie es beispielsweise von Golfballherstellern wie Titleist demonstriert wurde: Ein Ball, der nur auf einer Hälfte Dimples besitzt und auf der anderen Hälfte glatt ist, zeigt extrem ungewöhnliche Flugeigenschaften. Wird dieser Ball so aufgeteet, dass die gedimpelte Hälfte nach links zeigt, während die rechte Hälfte glatt ist, wird der Ball durch die Druckdifferenz regelrecht nach rechts abgedrängt – eine extreme Flugkurve ist die Folge. Mit all seinen Dimples wäre der Ball, wie von einem Golf-Roboter geschlagen, schnurgerade geflogen.
Die Entwicklung der Dimples ist eine Wissenschaft für sich. Es wird bis heute intensiv über die optimale Anzahl, Form und Tiefe der kleinen Dellen geforscht.
Die Dimples sind ein Paradebeispiel dafür, wie unscheinbare Details eine immense Wirkung haben können. Sie sind der Schlüssel zu den Flugeigenschaften moderner Golfbälle und entscheidend für deren Weite, Kontrolle und Stabilität. Ohne diese kleinen Vertiefungen wäre Golf, wie wir es kennen und lieben, schlichtweg nicht spielbar.
11 Aug 2025
Die Luftströme über und unter dem Golfball sind aufgrund der Dimples unterschiedlich schnell, daher erhält er Auftrieb. (Bild: KI generiert)