Als Shane Lowry auf dem 18. Grün von Bethpage Black seinen entscheidenden Putt zum geteilten Punkt lochte, war der Ryder Cup zwar entschieden, aber der amerikanische Schreck war real. Die Endbilanz von 15-13 nach der fulminanten Aufholjagd der US-Boys in den Einzelspielen (6-1-5) vermittelte den Eindruck einer knappen Niederlage. Doch dieser knappe Schlussstand ist eine Illusion.
In Wahrheit erlebte Team USA einen "spektakuläres Letdown". Die Ursachen für das Scheitern liegen nicht in den dramatischen letzten Stunden des Sonntags, sondern in einem kaskadierenden Versagen über die ersten zwei Tage, das tief in den Entscheidungen von Kapitän Keegan Bradley und den systemischen Mängeln des US-Programms verwurzelt ist. Die amerikanische Mannschaft wurde nach einer 11,5-4,5-Führung Europas in den Team-Sessions besiegt.
Der größte und meistdiskutierte Fehler war eine strategische Fehlentscheidung, die Bradley selbst als seine "Kardinal-Sünde" bezeichnete: das Setup des Platzes. Bethpage Black, berüchtigt für seine gnadenlose Schwierigkeit, wurde durch Bradleys Anweisung, das berüchtigte Rough zu kürzen und die Fairways zu verbreitern, zu einem "Birdie-Fest" umfunktioniert.
Der US-Kapitän gestand offen ein, dass er sich geirrt hatte: "Wir haben versucht, den Platz so einzurichten, dass er unserem Team hilft. Offensichtlich war es nicht die richtige Entscheidung", erklärte Bradley nach dem Turnier. Er fügte hinzu, er habe "definitiv einen Fehler beim Course Setup gemacht" und hätte "etwas mehr auf meine Intuition hören sollen."
Die Konsequenz: Der Platz wurde zu einem "Putting Contest", der Europas stärkste Waffe – die hervorragenden Putter – perfekt zur Geltung brachte. Verstärkt wurde dies durch die weichen Grüns nach schweren Regenfällen. Das Fehlen einer Strafe für verfehlte Schläge neutralisierte den Heimvorteil und machte den Platz "gemütlich", obwohl die US-Spieler auf "braunem" U.S. Open-Golf hätten spielen sollen.
Der strategische Fehler beim Kursaufbau wurde durch taktische und personelle Entscheidungen Bradleys in den Team-Sessions noch verschlimmert.
Trotz einer historischen US-Stärke im Fourballs startete Bradley beide Tage mit den Foursomes, einem Format, in dem Europa traditionell dominiert. Hinzu kam das unbegreifliche Festhalten an der Paarung Collin Morikawa und Harris English, die nach einer desaströsen Niederlage am Freitag am Samstagmorgen erneut aufgestellt wurde – und erneut verlor. Berichten zufolge stuften Daten-Analysten diese Kombination als die statistisch schlechteste aller möglichen Paarungen ein.
Auf der Spielerseite zeigten die US-Stars nicht die erwartete Leistung. Scottie Scheffler (Weltranglistenerster) erlebte eine historische Woche, die er als "einen der tiefsten Momente meiner Karriere" bezeichnete, nachdem er in den ersten vier Sessions sieglos blieb.
Letztendlich sah Justin Thomas die Hauptursache bei den Spielern selbst. Als Bradley die alleinige Schuld auf sich nehmen wollte, intervenierte Thomas: "Wir hätten mehr Putts machen müssen. Das brauchte Keegan; er brauchte uns, um mehr Putts zu machen." Europa hingegen traf die entscheidenden Putts aus kurzer Distanz konstant, ein deutliches Zeichen der Überlegenheit im Kurzspiel.
Die Niederlage in Bethpage legt auch ein Licht auf systemische Schwächen im US-Programm im Gegensatz zur minutiösen Organisation Europas.
Die Kapitänsrolle forderte Bradley, der noch als aktiver Spieler agiert, stark heraus. Er musste zugeben, dass er "viel im laufenden Betrieb lernen musste". Dies deutet auf fehlendes institutionelles Wissen hin, das im US-System durch den häufigen Wechsel der Kapitäne verloren geht.
Im krassen Gegensatz dazu enthüllte der siegreiche europäische Kapitän Luke Donald seine Detailverliebtheit. Donalds Vorbereitung reichte bis ins kleinste Detail: Er organisierte spezielle Shampoos, sorgte für bessere Betten und ließ sogar Lichtspalten in den Hoteltüren abdunkeln. "Meine Aufgabe ist es buchstäblich, diesen Jungs eine bessere Chance auf den Sieg zu geben", erklärte Donald. Diese akribische Detailarbeit ist der moderne "Eintrittspreis" und ein entscheidender Faktor, der dem US-Team offenbar fehlte.
Die Niederlage wurde auch von einem teils "widerspenstigen" Publikum begleitet, dessen negative Energie die Spieler frustrierte. Thomas merkte an, er wünschte sich, dem Publikum "etwas zum Anfeuern gegeben zu haben, anstatt nur Leute zum Anschreien".
Die Niederlage war das Ergebnis einer komplexen Gemengelage: des strategischen Fehlgriffs des Kapitäns beim Kursaufbau, taktischer Pannen in den Team-Sessions und einer unterlegenen Leistung der Spieler, verstärkt durch eine mangelnde Liebe zum Detail in der Organisation.
Die USA stehen nun vor der Herausforderung, den Abwärtstrend zu stoppen. Das Team ist "nicht annähernd" auf Augenhöhe mit Europa. Für den Ryder Cup 2027 in Adare Manor muss das US-System nicht nur einen geeigneten Nachfolger für Bradley finden, sondern vor allem die Lektionen von Bethpage Black verinnerlichen: Im modernen Ryder Cup entscheiden die kleinen Details, und die professionelle Akribie Europas ist der neue Standard.
29 Sep 2025
US-Kapitän Keegan Bradley hatte beim Ryder Cup 2025 einen schweren Stand. (Foto: Imago / Shutterstock)