Die meisten Golfer haben wahrscheinlich schon einmal ein Foto von Cape Kidnappers gesehen: die auf den Klippen der neuseeländischen Nordinsel, nahe der Stadt Napier und damit im Weinanbaugebiet Hawke’s Bay gelegene Golfanlage aus der Feder von Star-Designer Tom Doak gehören zu den bekanntesten Fotomotiven. Solch ein Foto weckte vor einigen Jahren auch das Interesse von Angela Moser am Golfplatzdesign – heute gehört die deutsche Golfplatzarchitektin zum Team von Doak und hat mit ihm beispielsweise als leitende Architektin vor Ort den mit Lob geradezu überschütteten Pinehurst No. 10 realisiert. Um Cape Kidnappers zu spielen, muss man nicht im Rosewood-Hotel der Anlage übernachten, auch Tagesgästen steht der Platz offen. Allerdings sollte man sich auf Greenfeepreise ab 350 Euro einstellen – eine lohnenswerte Investition in eines der besten Golferlebnisse auf dieser Welt!
Der Startzeitenabstand von rund 15 Minuten sorgt dafür, dass man vielfach den Eindruck hat, man sei alleine auf der Runde. Mit insgesamt knapp 6.600 Metern ist der Par-71-Platz recht lang. Daher sollte man seinen Abschlag eher von einer Teebox weiter vorne spielen, so kann man die Anlage letztlich mehr genießen. Wer bereits Plätze von Tom Doak gespielt hat, dürfte daran gewöhnt sein, dass erhöhte Grüns, mächtige Bunker, unerwartete Hindernisse und nicht zuletzt ein großartiges Routing auf dem Programm stehen.
Ein erstes Ausrufezeichen setzt Doak mit dem ersten Par-3 an Bahn 3, das über eine dicht bewachsene Senke hinweg zu einem leicht erhöhten und durch zahlreiche Bunker bestens verteidigten Grün führt. Mit dem folgenden, S-förmigen Par-5 nähert man sich den Klippen – spätestens hier wird der meist vom Meer her wehende Wind ein Thema. Das folgende Par-4 zieht sich entlang der Klippen, bevor ein weiteres Par-3 erneut über eine dicht bewachsene Senke zum höher liegenden und nach links versetzten Grün führt. Von dort sollte man unbedingt den Blick entlang der Klippen schweifen lassen. Ein leichtes Dogleg links mit deutlich erhöhtem und vorne links erneut perfekt durch Bunker geschützten Grün beschließt den ersten Teil der Runde.
Da Cape Kidnappers als klassisches Out-In-Design angelegt ist, geht es ohne Stopp am Clubhaus weiter. Das folgende Par-4 beginnt mit einem blinden Teeshot, zum Fairway gelangt man über eine lange Brücke – Klippenlandschaft eben. Nach einem bis zu 204 Meter mächtigen und schweren Par-3 landeinwärts geht es mit der 12 wieder zurück Richtung Meer. Die Bahn trägt den Namen „Infinity“, vom Tee sieht man bei diesem Par-4 nur den endlosen Horizont und das Meer, aber nicht das Grün. Zudem herrscht hier häufig Gegenwind, so dass sich die Bahn eher wie ein Par-5 spielt. Das nach links versetzte Grün auf einer Klippe erfordert eine präzise Annäherung, belohnt danach aber mit wundervollen Ausblicken entlang der Küstenlinie. Weiter geht es mit dem kürzesten Par 3 der Runde, parallel zur Küste, und einem anspruchsvollen Par-4 landeinwärts, bevor man mit dem bis zu stolzen 594 Meter langen Par-4 an der 15 letztmals zu den Klippen zurückkehrt. Richtung Grün verengt sich die Bahn immer mehr, auch hier sollte man vom Grün den Blick nochmals entlang der Küste schweifen lassen.
Mit Abschlägen auf den Klippen beginnt der Rückweg zum Clubhaus, nun oft durch Rückenwind unterstützt. Dennoch bieten auch die verbleibenden Bahnen manche Tücke: ondulierte Fairways und mal versteckte, mal gut sichtbare Bunker mit hohen Kanten und ondulierte Grüns mit mehreren Ebenen. Auch das Schlussgrün erfordert besondere Präzision, da es deutlich erhöht und zudem nach rechts versetzt ist. Danach kann man im Clubhaus bei einem Drink nochmals die Runde Revue passieren lassen und entweder den ans Meer verlorenen Bällen nachtrauern und sich über eines der besten Golferlebnisse dieser Welt freuen.
Cape Kidnappers zählt definitiv zu den Sehnsuchtsplätzen dieser Erde. Auch wenn der Weg halb um den Globus mit Anreisezeiten jenseits der 24 Stunden verbunden ist: es lohnt sich! Zudem lockt Neuseeland mit weiteren Highlights, denn mit Te Arai, Kauri Cliffs, Titirangi (Alister MacKenzie) auf der Nordinsel sowie Jack’s Point auf der Südinsel warten weitere Traumanlagen darauf, entdeckt zu werden.
Einen ausführlichen Bericht und viele weitere Fotos finden Sie hier.
Der Golfplatz von Cape Kidnappers bietet ein Naturschauspiel, das die lange Anreise nach Neuseeland wert ist. (Foto: Michael Althoff)