PGA-Tour-Profis sind für ihre Nervenstärke bekannt, doch was sich am Schlusstag der Sanderson Farms Championship in Jackson, Mississippi, abspielte, stellte selbst hartgesottene Fans und Kommentatoren vor ein Rätsel. Im Mittelpunkt: Der Amerikaner Vince Whaley, der am 11. Loch buchstäblich alles riskierte, um einen Strafschlag zu vermeiden – inklusive einer Begegnung mit einem lauernden Alligator.
Der Vorfall, der schnell zum Highlight der PGA-Tour-Woche avancierte, ereignete sich am Par-5, 11. Loch im Country Club of Jackson. Whaley hatte seinen Ball ins Wasser geschlagen, doch die Lage erlaubte ihm das Spiel, ohne eine Strafe zu kassieren. Whaley, der zu diesem Zeitpunkt noch in Schlagdistanz zu den Führenden lag, zögerte nicht lange: Er zog Schuhe und Socken aus, krempelte die Hose hoch und stieg mit den Füßen ins knöcheltiefe Wasser.
Der eigentliche Schockmoment folgte jedoch erst, als die Fernsehkameras das volle Ausmaß der Gefahr einfingen: Nur etwa sechs Meter hinter Whaley, lauerte im Wasser ein Alligator. Das etwa 1,80 Meter große Tier war mit dem gesamten Kopf über der Oberfläche und beobachtete den Golfer. „Mein Puls steigt schon beim Zusehen“, gestand Golf-Channel-Kommentator Johnson Wagner.
Obwohl er die gefährliche Nähe des Reptils bemerkte, behielt Whaley die Ruhe und schlug den Ball. Die Situation erforderte äußerste Konzentration, die Whaley durch eine einfache Strategie sicherte: Whaley erklärte später, dass ihm die Ausrichtung geholfen habe: „Zum Glück stand ich mit dem Rücken zu ihm, so konnte ich mich kurz auf den Schlag fokussieren.“
Für die Sicherheit vertraute er voll auf seinen Caddie, der die Lage hinter ihm ständig im Blick behielt. Der Alligator bewegte sich nicht, und Whaley konnte den Ball erfolgreich aus dem Wasser vor das Grün „splashen“. Er sicherte sich daraufhin mit einem Up-and-down ein wichtiges Par – ein mutiger, wenn auch riskant wirkender Erfolg. Auf die Frage nach dem Notfallplan, falls sich das Tier bewegt hätte, antwortete Whaley trocken: „Der Plan war, verdammt schnell aus dem Wasser zu kommen.“
Während Whaley mit seinem dramatischen Schlag für die Schlagzeilen sorgte, entfaltete sich an der Spitze des Feldes ein spannender Zweikampf um den Titel. Der Sieger der Sanderson Farms Championship hieß am Ende Steven Fisk. Der 28-jährige Amerikaner spielte eine beeindruckende Finalrunde von 64 Schlägen (acht unter Par). Fisk trennte sich von seinem Kontrahenten Garrick Higgo auf den letzten Löchern durch Birdies auf den Bahnen 16, 17 und 18 und sicherte sich damit seinen ersten Titel auf der PGA Tour. Fisk gab sich nach seinem Erfolg entschlossen: „Ich bin heute mit der Einstellung angetreten, dass mich nichts würde stoppen können.“
Für Vince Whaley zahlte sich der Mut am Ende ebenfalls aus. Er beendete das Turnier mit einer 67er-Runde und teilte sich den dritten Platz (T-3). Dieses Top-Ergebnis war für seine Karriere von immenser Bedeutung: Es katapultierte ihn in der FedEx Cup-Wertung von außerhalb der Top 100 auf den 84. Platz. Damit verbesserte Whaley seine Chancen drastisch, die volle Spielberechtigung für die nächste PGA-Tour-Saison zu behalten – ein Lohn, für den man(n) auch mal einen Alligator ignoriert.
06 Oct 2025
Vince Whaley bei einem Turnier der PGA Tour im Juli. (Foto Imago / Zuma Press Wire)